Seelenspitzen

Seelnspitzn
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Dieses köstliche alte Kultgebäck wurde in Bamberg ursprünglich als Dankesgabe für Seelen- und Fürbittengebete gebacken. Schon im späten Mittelalter findet man die Seelenspitzen ganzjährig im Angebot fast aller Bäcker des Bamberger Landes und in den zum Bistum Bamberg zählenden Gebieten. Heutzutage bereitet man sie in Bamberg aus einem Blätterteig mit hohem Butteranteil zu und formt sie in zwei Strängen zu kleinen Zöpfen (etwa 15-20 cm). Auch in verschiedenen evangelischen Gebieten Frankens werden die feinen Zopfgebäcke u.a. als Neujahrs- oder Osterzöpfe aus Hefeteig gebacken.

Seelenspitzen oder Seelenzöpfe werden seit dem Mittelalter in Bamberg, im Bamberger Land sowie in Kronach und in einigen Regionen des Frankenwaldes gebacken. Als typisches Brauchtumsgebäck wurden sie allerdings nicht nur zu Allerseelen (2. November) gebacken, wie der Name vermuten lässt. Überliefert ist vielmehr, dass man sie an die so genannten „Seelenleute“, also Bedürftige und Bewohner der Spitäler für ein „Vergelt´s Gott“ oder ein Fürbittengebet verschenkte, um die Seelen der Verstorbenen aus dem Fegefeuer zu erlösen. Bereits 1495 verzeichnet der Schreiber des Bamberger Katharinenspitals Ausgaben „für Seelenspitzen alle Freitag“. Weihbischof Friedrich Lichtenau stiftet 1575 Geld für Seelenspitzen, die an arme Kinder verteilt werden sollten. Und von 1697 bis 1699 erhalten die Bediensteten des städtischen Bauhofs Geld für Seelenspitzen „nach altem Brauch“.

In der Brauchtumsforschung wird die Entstehung der Seelenzöpfe zum Fürbittengebet und Totengedächtnis gerne auf das vorchristliche Haaropfer zurückgeführt. Das Abschneiden der Haare symbolisierte besondere Gemütsbewegungen wie Trauer oder zeigte an, dass man sich in die Obhut eines Höheren begibt, dem man den abgeschnittenen Haarzopf weihte. Jüdische Frauen ließen sich am Tag ihrer Hochzeit das Haar schneiden oder opferten einen aus Brot gebackenen Zopf. Ob allerdings diese Überlieferung auch hinter den oberfränkischen Seelenspitzen steckt, darf bezweifelt werden. Wahrscheinlicher ist es, dass sie einfach nur als hübsch verziertes Gebäck zum Dank für ein Seelengebet gestiftet wurden.

In Bamberg und im Bamberger Land werden Seelenspitzen heute aus einem feinen Butterblätterteig, ähnlich wie das Bamberger Hörnchen gebacken. In Kulmbach und Bayreuth werden sie vor allem in der Osterzeit sowie gelegentlich zu Silvester und Neujahr als Hefezöpfchen angeboten.

Heutzutage kann man Seelenspitzen einfach ganz unbeschwert zum Frühstück oder als Kaffeegebäck genießen. Der hohe Butteranteil im Teig lässt sie verführerisch duften; ihr Geschmack ist einfach köstlich.

Offenlegungsdatum:

Seelenspitzen sind seit dem Mittelalter in Bamberg belegt.

Aufbewahrung / Haltbarkeit:

Blätterteiggebäcke schmecken am besten frisch und noch warm aus dem Ofen. Aufgrund des hohen Butteranteils kann man sie aber auch noch nach 1-2 Tagen genießen. Man bewahrt sie dunkel und kühl, jedoch nicht im Kühlschrank auf.

Jahreskalender:

Sie können die Spezialität ganzjährig genießen.

Genusstipp:

Wie die berühmten Bamberger Hörnchen genießt man die Seelenspitzen in Bamberg gerne zum Frühstück, zum Kaffee oder auch einfach mal „zwischendurch“.

Literatur:

Meyers Lexikon (Ausgabe Leipzig, 1926), Stichwort „Haare – Kulturhistorisches“, Spalte 871.
Alfred Seel, 600 Jahre Bäckerinnung in Bamberg, Beiträge zur Geschichte des Bäckerhandwerks in Bamberg ; gewidmet seiner Heimatstadt Bamberg zu ihrem 1000. Geburtstag und dem Bäckerfachverein zu seinem 600jährigen Bestehen, Bamberg 1973 (S. 81)

Autoren:

Genussregion Oberfranken, Foto Martin Bursch; Textbearbeitung Alfred Seel, Uta Hengelhaupt

Rezept

Zutaten:

250 g Mehl, 250 g Topfen (weißer Käse), 125 g Butter, 1 Ei, 1 Eigelb, 125 g Zucker, 1 Päckchen Vanillezucker, 1 Teelöffel Hirschhornsalz (wahlweise 1/2 Würfel Hefe).

Zubereitung:

Seelenspitzen werden in Bamberg und im Bamberger Land aus einem guten Blätterteig (siehe Bamberger Hörnchen) gebacken. Man lässt den Teig am besten über Nacht gehen, teilt ihn dann in gleichmäßige Portionen und flicht Zöpfchen (15 – 30 cm) aus jeweils zwei Strängen.

In Bayreuth, wie auch in der Oberpfalz und in Niederbayern werden Seelenzöpfe zu Weihnachten und Ostern aus einem süßen Hefeteig gebacken.

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