Vogelbeere

Eberesche, Krammetsbeere, Drosselbeere
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Die Vogelbeere ist ein in Mitteleuropa weit verbreiteter Laubbaum aus der Gattung der Mehlbeere. Als besonders typisch gilt sie im Alpenraum, aber auch in Mittelgebirgsräumen wie dem Fichtelgebirge und dem Frankenwald, wo sie auch auf nährstoffarmen, bodensauren Standorten, oder auf Kalkböden gut gedeiht. Die Vogelbeere liebt feuchte, lockere und gut durchlüftete Böden. Sie zeichnet sich durch eine hohe Windfestigkeit und Unempfindlichkeit gegen Fröste aus. Nicht zuletzt deswegen wird sie in der Forstwirtschaft gerne als Pionierbaum auf hochgelegenen Kahlschlägen und lichten Standorten angesiedelt.

Weitere Namen des schönen Baumes sind Drosselbeere oder Krammetsbeerbaum. Diese weisen darauf hin, dass vor allem die leuchtend roten Beeren des Baumes gerne von verschiedenen Drosselarten, aber auch von anderen Vögeln und Waldtieren gerne gefressen werden. So stellt sie für Rot-, Reh- und Schwarzwild eine wichtige Nahrungsquelle dar. Selbst Füchse und Dachse sowie verschiedene Nagetiere ernähren sich von den Früchten der Vogelbeere und legen sich Vorräte für den Winter an.

Der Vogelbeerbaum gehört zur Familie der Rosengewächse. Bereits im Alter von fünf bis sechs Jahren erreichen die Jungbäume ihre Blühfähigkeit und bilden erstmals in Mai und Juni große, weiße, schirmförmige Blütenrispen aus, die 200 bis 300 Einzelblüten umfassen können. Sie stehen in einem leuchtenden Kontrast zu den unpaarig gefiederten Blättern des Baumes, die auf der Blattoberseite sattgrün und auf der Unterseite graugrün gefärbt sind. Im Frühherbst entwickeln sich leuchtend rote Fruchtdolden mit beerenartigen Früchten. Allerdings gehört die Vogelbeere nicht zu den Beerenarten, sondern zu den Kernobstgewächsen. Die kleinen Früchte enthalten meistens drei Kerne, die durch Vögel und andere Tiere verbreitet werden.

Aufgrund ihrer Anspruchslosigkeit und Widerstandsfähigkeit erfährt die Vogelbeere eine Wertschätzung innerhalb von Waldverjüngungsprogrammen, wie sie nicht zuletzt im Fichtelgebirge in den vergangenen Jahrzehnten durchgeführt wurden. Hier ist sie bisher die einzige Baumart, die den problematischen Immissionsbelastungen des ausgehenden 20. Jahrhunderts standgehalten hat. So gilt sie inzwischen im Naturpark Fichtelgebirge als eine der Landschaft und Lebensraum prägenden Baumarten und wurde von der Naturparkverwaltung in die Sammlung der “Pflanze(n) des Monats” aufgenommen.

Auch wenn sich hartnäckig das Gerücht hält, die Früchte der Vogelbeere seien giftig, lässt sie sich in der Küche gut verwenden. So kann man sie zu Kompott, Gelee oder Marmelade verarbeiten, etwas abgekocht an Salate geben oder als Süßspeise kandiert servieren. Eine überlieferte Bedeutung hatte die Vogelbeere für die Herstellung des berühmten Sechsämtertropfens, den der Wunsiedler Pharmazeut und Destillateur Gottlieb Vetter Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte. Neben weiteren Kräutern der Region erhielt dieser Likör durch den bitter-herben Saft der Vogelbeere eine besondere Geschmacksnote. Zwischen 1974 und 1996 wurden im Landkreis Wunsiedel jährlich zwischen 10 und 20 Tonnen Vogelbeeren gesammelt.

Seit inzwischen mehreren Generationen produziert auch Sack´s Destille in Weißenstadt einen Vogelbeerbitter als Spirituose nach altüberlieferter Rezeptur aus garantiert regionalen Rohstoffen. Früchte und Kräuter dieses ausgewählten Destillats werden von Hand gepflückt und in einer kleinen Manufaktur schonend verarbeitet. Fremde Essenzen, künstliche Aromen, synthetische Farbstoffe und Geschmacksverstärker lehnt man hier kategorisch ab. Statt dessen vertraut man bei der Herstellung der feinen Bitterspirituosen auf überliefertes Wissen, natürliche Ausgangsprodukte und handwerkliches Können.

1864 gründete Carl Sack in Weißenstadt eine Specereywarenhandlung, die u.a. auch Spirituosen aus Kräutern, Früchten und anderen Essenzen der Region herstellte. Sorgfältig dokumentiert, wurden diese Rezepturen in der Familie Sack weitergegeben und um neue Entwicklungen bereichert. So konnte der Ur-Urenkel Willi Sack, der bis 1989 in denselben Geschäftsräumen eine Drogerie betrieb, auf diese Rezepturen, aber auch auf die sorgfältig bewahrten Apparate der alten Destille zurückgreifen. Der hier hergestellte Vogelbeer-Bitter, dessen leuchtend rote Farbe dem Namen alle Ehre macht, wird so nach einem fast 150 Jahre alten Rezept und in denselben Destilliergeräten hergestellt wie um das Jahr 1864. Er enthält in harmonischer Verbindung mit feinen Kräuterrektifikaten Auszüge aus Vogelbeeren des Fichtelgebirges in unverwechselbarer Note. Neben diesen heilkräftigen Frucht- und Pflanzenauszügen ist der Weißenstädter  Vogelbeer-Bitter aber auch geschmacklich ungemein ausgereift. So werden den Pflanzendrogen über natürliche Prozesse die wertvollen Inhaltsstoffe entzogen, so dass im Wesentlichen neben Alkohol und dem sehr weichen und reinen Wasser des umliegenden Granitgesteins nur natürliche Frucht- und Kräuterauszüge in der feinen Spirituose enthalten sind. Der edle Kräuterbitter firmiert als Spirituose. Das bedeutet, dass bei einem Alkoholgehalt von 36 Vol% der Zuckergehalt deutlich unter 100 g/l liegt.

Fichtelgebirgs-Vogelbeer ist also ein echtes Naturprodukt der Region, das die heilwirksamen Substanzen der hier so typischen Früchte geschmacklich wunderbar abgerundet enthält.

Jahreskalender:

Sie können die Spezialität im Herbst und ganzjährig genießen.

Genusstipp:

Liköre und kandierte Ebereschen eignen sich vorzüglich zur Aromatisierung von Puddings, Eis und anderen Süßspeisen.
Als Zugaben z. B. zum Käsesalat lassen sich gekochte Früchte gut verwenden. Für die Zubereitung von Gelee pflückt man die Früchte am besten nach dem ersten Frost, da sie dann weniger bitter schmecken.

Autoren:

Genussregion Oberfranken, Foto Martin Bursch; Textbearbeitung Uta Hengelhaupt, Rezept Christian Kreipe, Tröstau.

Rezept

Zutaten:

1,5 kg Vogelbeeren (z.B. die im Fichtelgebirge typische, bitterstoffarme Mährische Eberesche), 1,0 kg Zucker, 0,5 l Wasser, 250 gr Puderzucker

Zubereitung:

Aus Zucker und Wasser Zuckersirup kochen. In den kochenden Sirup gewaschene und ausgelesene Beeren geben. Aufkochen lassen und vom Herd nehmen, abgedeckt 1 Tag stehen lassen. Dann Früchte heraussieben. Sud aufkochen. Vom Herd nehmen. Früchte zugeben und wieder einen Tag stehen lassen, dies 4x wiederholen. Nach 5 Tagen Früchte herausnehmen, antrocknen, dann in Puderzucker wälzen und trocken aufbewahren. Vor der Verwendung nochmals in Puderzucker wälzen. Den Sirup kann man als Nebenprodukt mit Wasser verdünnt genießen.

Rezept: Christian Kreipe, Tröstau
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