Geschnittene Hasen

Gschnidna Hosn, Schneebälle, Storchennester, Schmalzringe, Kameruner, Dörre Küchla,
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Schmalzgebäcke sind während der Kerwa, im Fasching und zu vielen familiären Festen ein Muss! Vielleicht, weil sie eine gute Unterlage für einen feuchtfröhlichen Tag abgeben; vor allem aber, weil sie in ungewöhnlicher und aufwändiger Form mit nicht alltäglichen, reichhaltigen Zutaten hergestellt werden und einfach umwerfend schmecken. Auch die originellen Namen dieser Gebäcke, deren Ursprung und Sinn manchmal nicht mehr zu erschließen ist, verweisen auf den Zusammenhang ausgelassener Festlichkeiten. Der Freitag, insbesondere der „Kärwafreitooch“ ist der Tag, an dem gebacken wird: vor allem die „Ausgezognen“, also Pfannkuchen mit einem Fenster, aber auch Schmalzringe – und wer’s kann: Geschnittene Hasen!

Geschnittene Hasen (Gschnidna Hosn), Schneeballen, Kameruner, dörra Küchla oder Storchennester bezeichnen originelle, in Schmalz oder Butterfett gebackene Mürbeteiggebäcke, die gerne zur Kirchweih (Kerwa), im Fasching und zu anderen festlichen Anlässen gebacken werden. Während die in Rothenburg gebräuchliche Bezeichnung „Schneeballen“ oder die thüringisch-sächsischen „Storchennester“ noch ungefähr eine Vorstellung vom Aussehen dieser kuriosen Gebäckstücke vermitteln, gibt der oberfränkische oder Bamberger Name „geschnittene Hasen“ oder „Gschnidna Hosn“ Rätsel auf.

Der mittelfränkische Sprach- und Geschichtsforscher Herbert Maaß hat 1962 unter dem Titel „Wou di Hasn Hosn un di Hosn Husn haßn“, ein Nürnberger Wörterbuch herausgegeben, das zwar den Nuancenreichtum fränkischer Dialekte belegt, aber bei der inhaltlichen Erschließung des Begriffs nicht unbedingt weiter hilft. Dagegen lässt das Herstellungsverfahren der Geschnittenen Hasen, bei dem man einen Teigfladen mehrfach senkrecht einschneidet, um dann wie beim Stopfen jeden zweiten Teigstrang aufzufädeln, vermuten, dass der Ursprung des Begriffs aus dem textilen und nicht dem animalischen Zusammenhang kommt.

Ihre genaue Machart im Detail weiter zu beschreiben, steht allerdings der Namenserklärung der Geschnittenen Hasen an Kompliziertheit nicht nach. Findige Köpfe haben daher ein spezielles Frittiereisen erfunden, das zumindest das Ausbacken einer bestimmten Form der kugelförmig verschlungenen Gebäcke erleichtert. Und wer die Oberfranken genauer kennt, wird sich auch nicht wundern, welche Form die originellen Gebäcke denn nun eigentlich tatsächlich haben sollten. Ganz gleich aber, ob wir dabei nun an Hasenragout oder doch eher an zerschnittene oder zerrissene Beinkleider denken mögen, „Gschnidna Hosn“ schmecken einfach köstlich. Fertig gebacken überstreut man sie mit Zimt und viel Puderzucker.

Aufbewahrung / Haltbarkeit:

Aufgrund ihres Schmalz- oder Fettgehalts lassen sich Geschnittene Hasen 14 Tage in einer verschlossenen Gebäckdose aufbewahren. Frisch schmecken sie am besten.

Wenn sie älter sind, nochmals kurz in der Röhre aufbacken und erneut mit Zucker bestreuen.

Herstellung:

Zutaten (Butter, Eier, Sauerrahm, Zucker, evtl. Vanillezucker, Arrak oder Rum) schaumig rühren. Mehl unterheben, soviel der Teig annimmt und zu einem festen Teig kneten.

Man lässt den Teig abgedeckt mindestens 2 Stunden an einem kühlen Ort ruhen, noch besser über Nacht. Danach rollt man ihn ganz dünn aus, schneidet mit einem Teigrädchen Rechtecke heraus (z.B. 10 x 6 cm), die wiederum 3 mal längs eingeschnitten werden. Man nimmt wie bei einem Webmuster zwei der Teigstreifen mit dem Kochlöffelstiel auf und verschlingt sie ineinander. Dann lässt man die verschlungenen Gebilde in schwimmendes Butterschmalz oder Frittierfett (180 ° C) gleiten und goldbraun backen.

Nachdem Backen abtropfen lassen. Mit Zucker bestreuen.

Jahreskalender:

Sie können die Spezialität zur Kerwasaison, ganzjährig und zu Fasching genießen.

Genusstipp:

Geschnittene Hasen schmecken vorzüglich zu einer guten Tasse Kaffee, aber auch zum Faschingspunsch. Auf der Kerwa isst man sie aus der Hand. Sowohl die Geschnittenen Hasen als auch die etwas reichhaltigeren Schneeballen und die dürren Küchla wurden gerne zu Familienfesten ausgetragen, d.h. an die Verwandten und Nachbarn verschenkt. Man isst sie übrigens gemeinsam, indem sich jedes Familienmitglied ein Stück abbricht.

Literatur:

http://www.heimatverein-burgebrach.de (Erwin Albrecht)

Autoren:

Genussregion Oberfranken, Foto Martin Bursch; Textbearbeitung Uta Hengelhaupt

Rezept

Geschnittene Hasen, Dürra Küchla

Zutaten:

350 g Mehl, 60 g Butter, 2 Eier und 3 – 4 Eigelb, etwa 6 Essl. Sauerrahm, 30 g Zucker, etwas Salz, das Abgeriebene von 1 Zitrone oder etwas Vanille, ggf. etwas Arrak oder Rum.

Zubereitung:

Das Mehl wird mit der Butter gut durchgeknetet, dann gibt man die Eier, den sauren Rahm, den Zucker und das Salz dazu und bereitet einen Teig. Den Teig rollt man sehr dünn zu Fladen etwa in der Größe von kleinen Tellern aus. Daraus schneidet man mit einem Messer 1 cm breite Streifen. Dabei lässt man jedoch rundherum einen Rand von einem Zentimeter stehen. Mit einem Kochlöffelstiel nimmt man jeden zweiten Streifen auf. Dann hebt man das Ganze hoch und schlingt es ineinander. Man lässt dieses Gebilde vorsichtig in heißes Fett gleiten und backt es goldgelb aus. Danach hebt man den Geschnittenen Hasen aus dem Fett, lässt ihn sehr gut abtropfen und etwas abkühlen. Abschließend werden die Gebäckstücke mit Zucker oder Puderzucker und Zimt bestreut..

Das Formen und Ausbacken der Hasen braucht etwas Erfahrung!

Schneeballen, Storchennester

Zutaten:

250 g Butter, 300 g Zucker, 15 Eigelb, etwas Zitrone und Salz, 1 Glas Wein, ca. 1000 g Mehl

Zubereitung:

Butter und Zucker schaumig rühren, nach und nach die 15 Eigelb und etwas Zitrone und Salz dazugeben. Dann gießt man 1 Glas Wein in den Teig und rührt allmählich das Mehl darunter. Der Teig wird kurze Zeit stehengelassen, ziemlich dünn ausgerollt, mit dem gewellten Teigrädchen in Streifen geschnitten, (etwa 24 mm breit und 24-30 cm lang), die Streifen werden abwechselnd aufgenommen und zu einem kugeligen Gebilde zusammengelegt, in Schmalz gebacken und mit Zucker bestreut.
Man kann auch mit einem Frittiereisen ähnlich arbeiten. Dazu gibt man die Teigkugel vorsichtig in ein spezielles Frittiereisen  – eine Kugel mit Löchern, ähnlich einem Tee-Ei, das man wie eine Schere öffnen und schließen kann. Man klappt die Kugel zu und hält sie in siedendes Fett. Das Fett durchdringt die Löcher und bäckt den Teig im Innern zu einem luftigen goldbraunen Ball. Dann nimmt man die Kugel aus dem Fett, lässt den Schneeballen herausgleiten und bestreut ihn nach dem Abkühlen gut mit Puderzucker

Für „Kameruner“ nimmt man einen nicht zu weichen Krapfenteig, rollt ihn zu einer 1 cm dicken Platte aus, schneidet ihn in Rechtecke , die man wiederum in der Mitte einschneidet und die Enden durchzieht. Man bäckt sie in Schmalz. Die fertigen Stücke werden auf beiden Seiten in Zimtzucker getunkt.

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