Dörrplatz

Dörrplootz, Dörra Kiechla, Dörrblootz
Saisonale Spezialität
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Zu den zahlreichen Festtagsgebäcken in Oberfranken gehört auch der Dörrplatz. Eng verwandt mit den zahlreichen Varianten der Dürren Küchlein oder auch den Urrädla der Fränkischen Schweiz, gehört er zu den süßen Gebäcken, deren Ursprung mit bestimmten kirchlichen oder familiären Festanlässen wie Kirchweih, Taufe, Hochzeit oder Konfirmation und Kommunion verbunden ist. Leider hat sich das Wissen über deren Vielfalt und Bedeutung nur begrenzt erhalten, so dass man auch den Dörrplatz heute nur noch allgemein der Kategorie der Festtagskuchen oder Schmalzgebäcke zuordnen kann.

Grundsätzlich gehören die Dürren Küchlein zu den Eiergebäcken, die in Schmalz ausgebacken werden. Vermutlich von den alten Klosterbäckereien ausgehend, die die feinen Gebäcke zu verschiedenen Festanlässen des kirchlichen Jahreskreises herstellten, gehören sie schon im 14. Jahrhundert zum Sortiment der sog. “fladones”, Fladen- oder Eierbecken, die z.B. in Bamberg erwähnt werden. Sie gehörten zum Berufsstand der Bäcker, durften ihre Erzeugnisse aber nur in einer Röhre oder Pfanne, nicht aber in einem Ofen herstellen. So waren diese “fladones” genau genommen die Vorgänger der Feinbäcker oder Konditoren, und damit auf die Herstellung von süßen und feinen Gebäcken spezialisiert.

Eine weitere Wurzel der bemerkenswerten oberfränkischen Vielfalt an Dürren Küchlein ist auch in den dörflichen und städtischen Familienhaushalten zu suchen. Manchmal unterscheiden sich diese streng gehüteten Rezepturen sogar heute noch von Ort zu Ort oder von Haus zu Haus, insbesondere, wenn sich auch die Konfessionen der jeweiligen Küchla-Bäckerinnen unterschieden. Meistens verwendete man in den katholischen Haushalten immer etwas mehr an Eiern, Sauerrahm und Butter, während die protestantischen Familienrezepte etwas nüchterner zurückhaltend ausgelegt und von einem Hang zum Understatement geprägt sind.

Unser Rezept stammt aus dem nördlichen Frankenwald und zwar konkret aus dem protestantischen Milieu der Glasbläserfamilien um Kleintettau. Im Gegensatz zu den wesentlich üppigeren Urrädla der Fränkischen Schweiz oder auch den Harischen oder Geschnittnen Hasen des Lichtenfelser und Bamberger Umlandes wird zur Herstellung des Teigs kein Sauerrahm, sondern einfach Ei und Mehl sowie etwas Arrak zur Lockerung verwendet. Es scheint es denkbar, dass diese sehr schlichte Rezeptur zu den ältesten Überlieferungen der Dürren Küchlein in der Region überhaupt gehört. Entsprechend ist das Rezept auch nur sparsam mit Mengenangaben versehen. Die erfahrene Küchla-Bäckerin wusste einfach, wie viel Zucker und Mehl sie zur Zubereitung des Grundteigs benötigte. Die Kunst des Nachbackens besteht daher heute darin, mit etwas Gefühl für den Teig, diesen so geschmeidig zu kneten, dass er sich sehr dünn ausrollen lässt. Denn nur hauchdünne Fladen lassen sich im Schmalz richtig knusprig backen.

Zubereitet wurden die knusprigen Gebäcke vor wichtigen Familienfesten wie Heirat, Taufe oder Konfirmation. Dazu wurden die Küchlein auch ausgetragen, um die Nachbarschaft an den Festfreuden teilhaben zu lassen. Je nach verwandtschaftlicher oder freundschaftlicher Nähe bekamen die Nachbarn ein oder mehrere Küchlein. Gegessen wurden sie dann, indem sich jedes Familienmitglied ein Stück abbrechen durfte.

Jahreskalender:

Sie können die Spezialität an Festtagen genießen.

Autoren:

Genussregion Oberfranken, Foto Martin Bursch; Textbearbeitung Uta Hengelhaupt, Rezept Kerstin Rensch.

Rezept

Zutaten:

1 Ei, 5 Eigelb, 1 Prise Salz, 1 Essl Arrak oder Rum, 1 Essl. Zucker, Mehl, Butterschmalz oder Schmalz zum Ausbacken, Puderzucker zum Bestreuen.

Zubereitung:

Die Eier, Rum, Zucker und Salz mit so viel Mehl verkneten, bis ein sehr fester (aber nicht krümeliger) Teig entsteht. Eine Rolle formen und davon etwa 1 cm dicke Scheiben abschneiden. Diese werden sehr dünn ausgerollt und in heißem Fett nicht zu braun ausgebacken. Nach dem Abtropfen mit Puderzucker bestreuen.

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