Coburger Schmätzchen

Coburger Schmätzle, Coburger Goldschmätzchen
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Eine kulinarische Zärtlichkeit besonderer Art sind die Coburger Schmätzchen. Im Coburger Dialekt bedeutet “Schmätzle” nämlich so viel wie “Küsschen”. Wer also die köstlichen, fein würzigen Honigplätzchen verschenkt, meint es mit dem Empfänger oder Empfängerin dieser Gabe ganz besonders gut. Die Konsistenz des runden Lebkuchengebäcks ist fest mit spürbaren Stücken von Haselnüssen, Orangeat und Zitrusfrüchten. Mit feinem Schokoladenüberzug und einem Tupfen echtem Blattgold werden sie auch unter dem Namen “Coburger Goldschmätzchen” verkauft.

Die Lebküchnerei gehört in Coburg zu den alteingesessenen Berufsständen. Ihre Bedeutung lässt sich daran ermessen, dass sie 1643 eine eigene Zunft bildete, während in anderen oberfränkischen Städten die Lebküchner oftmals zur allgemeinen Zunft der Bäcker gezählt wurden. Zur Herstellung von Lebkuchen verwendete man den von der heimischen Zeitler- (Imker-) Zunft erzeugten Honig sowie Haselnüsse. Gewürze, Mandeln, Zitronat und Orangeat wurden vor allem über die Handelsmetropole Nürnberg nach Oberfranken geliefert. Im Mittelalter wurden Gewürze zunächst auf dem beschwerlichen Landweg über Kiew, Lemberg, und Krakau nach Nürnberg transportiert. Im 15. Jahrhundert war man über den blühenden Levantehandel der Venezianischen und Genueser Kaufleute mit dem Orient verbunden. Mit dem 16. Jahrhundert entwickelte sich dann schließlich die Dominanz des von englischen und holländischen Handelsschiffen beherrschten Seewegs über die ostindische Route. Die kostspielige Lebküchnerei war somit ein Tor zur faszinierenden Welt der großen Handelskompanien. Kein Wunder, dass sich daher nur wohlhabende Schichten die köstlich gewürzten Gebäcke leisten konnten, denen der Coburger Herzoghof als Treffpunkt des europäischen Hochadels eine entsprechende Bühne bot.

Das Coburger Schmätzchen oder volkstümlich “Schmätzle”, also “Küsschen” genannte Gebäck war ursprünglich ein im Thüringer Raum verbreitetes einfaches Sirupplätzchen, das den Kindern beim Kaufmann zugesteckt wurde. Dies brachte den nach erfolgreichen Lehr- und Wanderjahren nach Coburg zurückkehrenden Bäckermeister Wilhelm Feyler auf die Idee, daraus eine mit Mandeln, Bienenhonig, Gewürzen und Zitrusaromen verfeinerte Spezialität zu entwickeln. Diese wurde bald zu einer über Coburgs Grenzen hinaus bekannten Köstlichkeit.

Wilhelm Feyler gründete am 1. Oktober 1892 in seinem Coburger Anwesen in der Rosengasse Nr. 6 eine Spezial- und Feinbäckerei. Schon fünf Jahre später belieferte er auch das Coburger Herzoghaus mit seinen Erzeugnissen und bekam von Herzog Alfred von Sachsen-Coburg und Gotha die Auszeichnung “Hofbäcker” verliehen. 1907 erfolgte die Ernennung zum Hoflieferanten durch Ihre Kaiserliche Hoheit, Herzogin Marie von Sachsen-Coburg und Gotha, Großfürstin von Russland. Um die Wende zum 20. Jahrhundert nahm Wilhelm Feyler schließlich an den Weltausstellungen in Paris, Brüssel und Berlin teil, wo seine Spezialitäten mit Goldmedaillen und Ehrenkreuz ausgezeichnet wurden.

Coburger Schmätzchen werden auch heute noch ausschließlich in der in vierter Meistergeneration geführten Lebkuchen- und Feingebäckmanufaktur Feyler in Coburg hergestellt und verkauft.

Offenlegungsdatum:

Seit 1904 durch die Konditorei Feyler aus Coburg als eingetragenes Warenzeichen geschützt. Die Rezeptentwicklung durch Wilhelm Feyler ist etwas älter und geht auf eine überlieferte Lebkuchenart in Coburg zurück.

Aufbewahrung / Haltbarkeit:

In verschlossenen Gebäckdosen lassen sich Coburger Schmätzchen eine lange Zeit frisch halten.

Schutz des Produktnamens:

Das Coburger Schmätzchen ist seit 1904 durch die Konditorei Feyler aus Coburg als eingetragenes Warenzeichen geschützt. Die Rezeptentwicklung durch Wilhelm Feyler ist etwas älter und geht auf eine überlieferte Lebkuchenart in der Region Coburg zurück.

Jahreskalender:

Sie können die Spezialität ganzjährig genießen.

Genusstipp:

Coburger Schmätzchen werden das ganze Jahr über gegessen. Sie schmecken zu Tee und Kaffee ebenso wie zu einem guten Glas Rotwein oder Punsch.

Literatur:

Hans E. Valentin, Brezen, Kletzen Dampedei, Regensburg 1978, (S. 34.)
Gerhard Franz, Kulinarische Streifzüge durch Franken, Stuttgart 1990, (S. 166.)
Spezialitätenland Bayern: “Kletzenbrot”

Autoren:

Genussregion Oberfranken, Fotos Konditorei Feyler; Textbearbeitung Uta Hengelhaupt

Rezept

Zutaten:

Weizenmehl, Honig, Zucker, Haselnüsse, Mandeln, Orangeat, Zitronat, Ei, Gewürze und natürliche Aromen.

Zubereitung:

Die Herstellung beginnt mit dem Anfertigen eines so genannten Lagerteigs aus flüssigem Honig und Weizenmehl. Dieser ruht zunächst mehrere Monate dunkel, kühl und trocken im Keller und durchläuft dabei einen Reifeprozess der das Aroma und die Triebkraft des späteren Gebäcks verbessert.

Zur Anfertigung der Schmätzchen wird der Lagerteig erwärmt. Anschließend wird er unter Zugabe von gerösteten Haselnüssen, Mandeln, Zitronat, Orangeat, Honig und feinsten Gewürzen in der Knetmaschine zu einem festen Teig verarbeitet. Dieser wird in 3 cm große Plätzchen geformt und goldbraun gebacken. Nach dem Abkühlen werden die Schmätzchen in historischen Packungen und Blechdosen verpackt, die von Coburger Künstlern mit Motiven der Stadt kunstvoll verziert wurden. Als Variante wird das Schmätzchen mit dunkler Schokolade überzogen und von Hand mit einem Tupfen echtem Blattgold verziert.

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