Mainroth: Brauhaus und Malzkaffee

Landkreis Lichtenfels
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Mainroth ist ein Ortsteil von Burgkunstadt im Landkreis Lichtenfels. Unter Bierfreunden ist der Ort bekannt, da er bereits 1548 die Erlaubnis zum Bau eines Brauhauses erhielt. Das heute bestehende Brauhaus am Fuß des Kirchberges stammt aus dem ersten Drittel des 18. Jahrhunderts und beherbergte ursprünglich kurioserweise im Untergeschoss den Brauereibetrieb, während das Obergeschoss als Schule genutzt wurde. Leider ist das Gebäude in schlechtem baulichen Zustand und steht aktuell zum Verkauf (2015).

Als weitere Besonderheit existiert in Mainroth noch eine Malzkaffee-Fabrik. Bei Familie Stenglein, Bahnweg 2, kann man noch “Muckefuck” aus eigener Herstellung kaufen. Ehemals das Kultgetränk aller Wandervögel ist Malzkaffee heute allenfalls als Instantpulver bekannt. Stengleins stellen Malzkaffee noch nach alten Verfahren her und verkaufen ihn in großen Paketen.

Das alte Pfarrdorf Mainroth geht auf eine wohl schon um 800 bestehende Ansiedlung zurück. Im Jahr 950 wird die Vilikation Mainroth als “Zubehör” der Kuhnstadt erwähnt. Anfang des 12. Jahrhunderts wird die Erbauung einer ersten Kirche am Ort (St. Martin) vermutet. An der Verkehrsstraße zwischen Kulmbach und Burgkunstadt (heute B 289) gelegen, gab es schon immer mehrere Wirtshäuser im Ort. Im 18. Jahrhundert brauten verschiedene Wirte im örtlichen Brauhaus oder in eigenen Braustätten ihr Bier. Im Bierstreit mit Weismain von 1669 bis 1684 empörten sich die Weismainer darüber, dass die Mainrother ihr Bier im gesamten Amt Niesten mit bischöflicher Erlaubnis verkaufen durften. Leider ist von dieser alten Biertradition heute nur noch das sanierungsbedürftige Brauhaus erhalten.

Kulinarisches:

Wird im Ort zwar nicht mehr Bier gebraut, so spielt Malz doch immerhin in der Erzeugung eines anderen Kultgetränks eine Rolle: dem “Muckefuck”. In Mainroth existiert die vermutlich letzte Malzkaffeefabrik Oberfrankens. Familie Stenglein röstet nach alter Tradition gemälzte Gerste zu aromatischem Malz, das gemahlen und in Paketen à 5 und à 10 kg verpackt und verkauft wird.

Für Stengleins Malzkaffee werden Gerstenkörner zunächst zum Keimen gebracht. Dabei verwandelt sich die Stärke im Getreide in süßen Malzzucker. Nach dem Keimen werden die Körner getrocknet, geröstet und vermahlen. Beim Rösten karamellisiert der Malzzucker und verleiht dem Malzkaffee einen angenehmes, leicht süßes Aroma.

Vielen ist Malzkaffee aus früheren Zeiten bekannt, als er als billiger Ersatzkaffee oder auch als gesunder Kaffeeersatz noch auf viele Frühstückstische kam. In Jugendherbergen war er das übliche Frühstücksgetränk. Nur wenigen ist jedoch die interessante Geschichte hinter der Verwendung von Gerste als Kaffeesurrogat bekannt:

In Deutschland verbreitete sich Kaffee als Genussgetränk im ausgehenden 18. Jahrhundert, nicht zuletzt im Zuge der Großen Türkenkriege. 1685 öffnete in Wien ein erstes Kaffeehaus; schon 1673 ist ein Bremer Kaffeehaus belegt und 1694 zählte man vier Häuser in Hamburg. Wurde zunächst vorwiegend Kaffee aus türkisch-arabischem Ursprung bezogen, sicherten sich die Holländer über den Kaffeeanbau in der Kolonie Java bald eine Monopolstellung im Handel. Schon bald wurde Kaffee zu einem Modegetränk aller Schichten, weshalb sich der Preußische Staat 1781 mit mehreren Nachbarstaaten veranlasst sah, aus merkantilistischen Überlegungen den privaten Genuss von Kaffee zu verbieten. Statt dessen wurde das Verfahren zu Herstellung von Malzkaffee entwickelt und zum privaten Gebrauch empfohlen.

Zwar wurde das preußische Kaffeeverbot 1787 schon wieder aufgehoben, 1806 aber infolge der französischen Kontinentalsperre gegen englische Handelswaren erneuert. Aus dieser Zeit könnte der Begriff “Muckefuck” als eingedeutschtes Synonym für “mocca faux” stammen. Im 19. und 20. Jahrhundert wurde Malzkaffee einerseits aus Sparsamkeitsgründen, andererseits auch aus gesundheitlichen Erwägungen dem Genuss von Bohnenkaffee vorgezogen. In vielen ländlichen Haushalten wurde er sogar selbst hergestellt. Selbstverständlich aber konnte man ihn, in Haushaltsgrößen abgepackt, im Handel beziehen. Bekannt sind heute Handelsmarken wie Kathreiner-Malzkaffee und Linde’s Kornkaffee. Unter der Markenbezeichnung Caro wurde 1954 ein löslicher Malzkaffee entwickelt und 1964 patentiert. Alle drei Marken gehörten zur Franck + Kathreiner GmbH, die in den Unifranck Lebensmittelwerken aufging. Seit 1971 gehören die Markenrechte dem Nestlé-Konzern.

In Mainroth hält Familie Stenglein ganz unberührt von großen Markennamen an der Erzeugung ihres Malzkaffees fest. Die dazu benötigte Gerste wird über die regionale Filiale der Raiffeisen GmbH bezogen. Auch wenn die Produktion inzwischen sehr verkleinert wurde, ist Stengleins Malzkaffee ein echter regionaler Klassiker, den man durchaus einmal probieren sollte.

Wer Mainroth besucht, sollte einen Abstecher bei Mainklein auf die linke Mainseite machen. In Maineck imponiert nach wie vor die Ruine der ehemaligen Fränkischen Malzfabrik von Paul Hipert. Allerdings wurde hier Braumalz und kein Malzkaffee erzeugt. Der Betrieb wurde bereits um 1875 von Friedrich Freiherr von Redwitz gegründet und ging nach Konkurs 1899 an das Erfurter Getreidehandelsunternehmen Weise & Hilpert über. Der Gesellschafter Paul Hilpert erwarb 1902 die Fabrik von seiner Firma und zog selbst in ein repräsentatives Wohnhaus nach Maineck. 1908 erwarb er die Mainecker Schneidmühle und richtete ein Elektrizitätswerk am Wehr unterhalb der Malzfabrik ein, das neben der Fabrik den ganzen Ort mit Strom versorgte. 1979 musste die Fränkische Malzfabrik Maineck den Betrieb einstellen. Der damals hochmoderne Industriebau verfiel nach und nach, bis das repräsentative Backsteingebäude der Mälzerei 2014 wegen Einsturzgefahr abgebrochen werden musste. Noch heute aber prägt die Ruine mit dem benachbarten Siloturm eindrucksvoll das Ortsbild von Maineck und erinnert an ein großes Kapitel der Indurstriegeschichte in der Region.

Erlebnis

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