Creußen: Zum Töpfermarkt und ins Krügemuseum
Landkreis Bayreuth
Hafner und Bossierer, das waren Handwerker, die sich auf die kunstvolle Herstellung und Verzierung von Steinzeug verstanden, verhalfen der oberfränkischen Stadt Creußen im 17. und 18. Jahrhundert zu Weltruhm. Adelige und reiche Patrizier schätzten die kunstvoll gestalteten Krüge aus Creußen, die nach den Motiven ihres Schmucks als Apostel-, Planeten-, Kurfürsten- und Jagdkrüge bezeichnet werden.
Nachdem die hohe Kunst vom letzten Meister 1789 tragisch mit in den Tod genommen wurde, kann man heute eine repräsentative Auswahl schöner Gebrauchs- und Ziergefäße im Museum der Stadt Creußen bewundern. Die Ausstellung in Creußen ist in ihrer Art einmalig. Denn nur hier am Ort der Herstellung des Creußener Steinzeugs, das in seiner Qualität einzigartig im ganzen süddeutschen Raum war, kann man den größten Überblick über die Produktion der Creußener Meister finden.
Mit einem jährlich stattfindenden internationalen Töpfermarkt erinnert die Stadt zudem an die alte Tradition des Keramikhandwerkes in Creußen. Am 2. Sonntag im Juli bieten Meisterbetriebe aus ganz Europa hochwertige Keramik vom Alltagsgeschirr bis hin zur modernen Kunst an. An die Auswahl der Teilnehmer werden strenge Kriterien wie Meisterprüfungszeugnis und Eintrag in die Handwerksrolle gelegt. Denn in der alten Krügestadt Creußen weiß man sich einem hohen Standard des Keramikhandwerks und der Tradition der Steinzeugherstellung verpflichtet.
Zu erreichen ist Creußen übrigens im VGN über die Regionalbahn R 3.
Als Steinzeug bezeichnet man eine besondere Keramik, zu deren Herstellung im Gegensatz zu den einfacheren Rohstoffen der Irdenware hochwertige Tone erforderlich sind. Diese ermöglichen höhere Brenntemperaturen (ca. 1200 bis 1300°C), wodurch die Tone dicht sintern, d.h. wasserdicht und sehr stoßfest werden. Da Tone dieser Art nur an wenigen Orten vorkommen, gehört Steinzeug zu den seltenen Erzeugnissen des Töpferhandwerks. Typisch für Steinzeug sind matt glänzende Salzglasuren. Durch die vor Ort abgebauten rötlichen Tone hat Creußener Steinzeug eine schöne, tiefbraune Oberflächenfarbe. Neben einfarbigen Gebrauchsgefäßen wurden die berühmten Zierkrüge durch plastisch aufgelegte Dekore mit unterschiedlichen Motive in feinsten Ausarbeitungen verziert, die mit leuchtenden Emailfarben bemalt wurden.
Die formale und technische Qualität, die die Steinzeugherstellung im oberfränkischen Creußen im 17./18. Jahrhundert erreichte, war in ihrer Art einmalig. So kann man die keramischen Erzeugnisse aus Creußen nur mit der Produktion an weit entfernten Orten im Rheinland (Siegburg, Raeren, Köln, Frechen etc.) und in Mitteldeutschland („Von Bürgel bis Muskau“) vergleichen.
Das Creußener Geschirr teilt sich in zwei große Gruppen auf: Verziertes Trinkgeschirr und täglich genutzte Gebrauchsware. Beide Gruppen wurden mit den gleichen handwerklichen Erfahrungen und Regeln hergestellt. Der benötigte Rohstoff „Ton“ wurde vor Ort abgebaut und kam nach der Überlieferung aus dem „Fuchsacker“ und vom „Kappelberg“. Die Grundformen – Topf, Krug, Kanne, Flasche – wurden auf der Blockscheibe gedreht, bei Bedarf gehenkelt und getrocknet.
Einige Verzierungsarten, wie der häufige Kerbschnitt, umlaufende Rillen und Wellenlinien, auch die zahlreichen gemodelten Applikationen, wurden im sogenannten „lederharten“, noch nicht gebrannten Zustand hergestellt oder aufgelegt. Der Werkstattmeister war vor allem mit dem Drehen der Gefäße beschäftigt. Gesellen, Lehrlinge und nicht zuletzt die Ehefrau waren mit dem Verzieren und vielerlei Hilfestellungen in die Produktion mit einbezogen und unverzichtbar. Das aufwendige Brennen mit Holz verfestigte die Tone bei 1200 – 1250° Celsius zum gesinterten, porenarmen, Wasser undurchlässigen, säure- und laugenfesten Steinzeug.
Wertvolle und wegen ihrer Pracht und Seltenheit in aller Welt bekannt, waren und sind die Apostel-, Planeten-, Jagd- oder Kurfürstenkrüge, von denen Creußen eine repräsentative Sammlung besitzt. Die Bezeichnungen dieser Krüge resultieren aus den Motiven der plastisch aufgelegten Dekore. Diese stammen aus der abendländisch-christlichen Mythologie und dem Kontext adeliger Repräsentation. Auch Wappenkrüge zeugen von der gefragten und kostbaren Creußener Keramik. Die Herkunft der zahlreichen Wappen aus dem großfränkischen Bereich belegen, aus welchen sozialen Schichten Käufer der Creußener Keramik kamen: Adel und Patriziat.
Das Creußener Krügemuseum befindet sich übrigens selbst an geschichtsträchtigem Ort im historischen Scharfrichterhaus und in der Torwächterstube des nördlichen Stadttores. Der gesamte Komplex hat seine eigene Geschichte und steht im engen Zusammenhang mit der Stadterhebung Creußens 1358.
Kulinarisches:
Creußener Bierkrüge aber auch die Vielzahl der zum täglichen Gebrauch bestimmten Gefäße, Kannen und Krüge bezeugen den Hochstand der Tischkultur im 17. und 18. Jahrhundert. Die Gebrauchsgefäße waren wegen der besonderen harten Qualität der gebrannten Tone und der hervorragenden Glasuren begehrt, die wasserdicht und unempfindlich gegen Säuren und Laugen waren. Wer es sich leisten konnte, verwendete diese Geschirre daher gerne zur Konservierung und Vorratshaltung von Lebensmitteln sowie als Behältnisse z.B. zum Aufbewahren von Essig und Wein.
Besonders die farblich so attraktiven Creußener Krüge wurden im auslaufenden 19. Jahrhundert an vielen Orten zur Ausschmückung der Herrenzimmer des Bürgertums gesucht. Da die Nachfrage bald größer war als das Angebot an Originalgefäßen, kamen vereinzelt auch Nachbildungen auf den Markt. Heute werden von der Firma Seyffarth in Creußen noch Repliken der alten Stücke angefertigt. Man kann die schönen Stücke z.B. auf dem Töpfermarkt bewundern.
Termin:
Die (eingeschränkten) Öffnungszeiten des Museums sowie Informationen zu Führungen, Eintrittspreisen und Veranstaltungen finden Sie unter:
Am 2. Sonntag im Juli wird der Creußener Töpfermarkt veranstaltet.
Saison:
im Juli
Links:
http://www.kruegemuseum.de/
http://www.br.de/fernsehen/bayerisches-fernsehen/sendungen/zwischen-spessart-und-karwendel/kruege-creussen-100.html
Erlebnis
Creußen: Zum Töpfermarkt und ins Krügemuseum