Weißenstadt: Aus tiefen Kellern zu Hochgeistigem

Fichtelgebirge

Im Herzen von Weißenstadt liegt versteckt in einer kleinen Nebenstraße Sack’s Destille. Hier werden seit 1864 in handwerklicher Herstellung feine Schnäpse und Liköre erzeugt. Neben dem weichen Wasser des anstehenden Granitgesteins werden dazu ausschließlich Beeren und Kräuter aus dem Fichtelgebirge verwendet.

Im Obergeschoß des Hauses hat Willi Sack, letzter Betreiber einer kleinen Drogerie, eine einmalige Sammlung zur Geschichte des Drogistenwesens und der Destille zusammen getragen. Der jetzige Inhaber, Gerald Kastl, führt gerne durch Museum und Destille sowie auf Anfrage auch durch Weißenstadt selbst. Der ausgebildete Naturparkranger kennt nicht nur die oberirdische Geschichte seiner Heimatstadt in allen Facetten. Gerne begleitet er seine Besucher auch in den “kristallenen Grund” von Weißenstadt. Denn quer durch den Ort zieht sich ein alter Kristallstollen, aus dem von 1400 – 1650 Bergkristall abgebaut wurde.

Bergkristalle gehörten zu den begehrtesten Mineralien des Mittelalters. Als Schmuckstück oder in der bizarren Naturform sollten Sie vor Krankheiten und dämonischen Kräften schützen. Häufig wurden Monstranzen und Reliquienbehältnisse mit Bergkristallen ausgestattet. So birgt Weißenstadt quasie unter den Füßen mit dem alten Kristallstollen, der sich von Nordost bis nach Südwest durch die Innenstadt zieht, eine geologische Besonderheit, wie man sie nicht so oft zu sehen bekommt. Der Einstieg in diesen alten Bergstollen erfolgt über die Keller der angrenzenden Wohnhäuser. Zugleich weist der Stollen das höchste Radonvorkommen in Bayern auf. Diese Entdeckung führte zur Gründung eines Kurzentrums am nahegelegenen Weißenstädter See. Durch private Initiative konnte auch ein Teil der alten Kristallgänge unter der Stadt zugänglich gemacht werden.

Naturparkranger Gerald Kastl führt jeden Freitag von 14.00 – 16.00 Uhr durch den Weißenstädter Kristallgang.

Wenige Jahre nach Schließung des alten Kristallbergwerkes gründete Carl Sack 1864 eine Specerywarenhandlung, aus der bald eine Drogerie und Destille hervorging. Zum Sortiment des Fachgeschäftes gehörten von Anfang an auch Kräuter, Beeren, Rinden sowie zahlreiche heilkräftige Tinkturen. Mehrere Generationen und Kriege überstand das Geschäft, bis Willi Sack 1989 aufgrund der Konkurrenz der Drogeriemärkte seine Fachhandlung schließen musste. Danach verlegte er seine Geschäftsaktivitäten vollständig auf die Destille und stellte nach den Rezeptbüchern seiner Vorfahren sowie nach eigenen Zusammenstellungen typische Schnäpse und Liköre des Fichtelgebirges her. Die alte Drogerieeinrichtung sowie zahlreiche, liebevoll zusammengetragene Sammelstücke warf er aber nicht weg, sondern richtete im Obergeschoß seines Hauses ein wunderschönes Museum über seinen traditionsreichen Berufsstand ein. Hier werden nicht nur 150 Jahre Drogeriegeschichte mit einzigartiger Dokumentation des alten Warenbestandes dargestellt. Zugleich ist dieses Museum ein anschauliches Zeugnis einer über 200jährigen Familien- und Kaufmannsgeschichte im Fichtelgebirge.

Die Besichtigung des Museums ist auf Voranfrage sowie am Ende des geführten Stadtrundganges möglich.

Kulinarisches:

Stolz ist man in Sack’s Destille in Weißenstadt auf ein umfangreiches Sortiment edler Schnäpse, Geiste und Liköre. Vieles, was hier angeboten wird, entstammt noch den Aufzeichnungen des Firmengründers Carl Sack und seiner Nachkommen.

Zu den ursprünglichen Klassikern gehören ein Blaubeerenlikör sowie der Edelbitter Fichtelgold aus 32 Kräutern. Außerdem gehören ein Vogelbeerbitter, ein Kräuterbitter, Brombeerlikör, Kümmel und Bio-Kümmel sowie Bärwurz, Wacholder und ein Berggeist zum Sortiment.

Zur Herstellung der Geiste und Liköre aus der kleinen Manufaktur werden fast nur von Hand gesammelte Kräuter verwenden, die im Fichtelgebirge heimisch sind. Fremde oder künstliche Aromen, synthetische Farbstoffe und Geschmacksverstärker lehnt man hier kategorisch ab. Statt dessen vertraut man bei der Herstellung feiner Spirituosen auf überliefertes Wissen, natürliche Ausgangsprodukte und handwerkliches Können.

Nach dem Besuch des Museums wird eine Verkostung angeboten.

Termin:

Jeden Freitag führt Naturparkranger Gerald Kastl durch den Kristallgang unter Weißenstadt sowie abschließend ins Destillerie-Museum.

Treffpunkt ist an der Destille.

Saison:

jeden Freitag

Dauer:

bis 2 Stunden

Gebühr:

auf Anfrage!

Links:

https://www.sacks-destille.de/

Erlebnis

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